Auslandspraktika: Alle wichtigen Informationen für Studierende

Verfasst von: Kerstin Lakits, 29.06.2023

Ein Auslandspraktikum ist die perfekte Gelegenheit, um Berufserfahrung zu sammeln, dich fachlich weiterzubilden, internationale Kontakte zu knüpfen und deine Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen. Ein Praktikum im Ausland ist definitiv eine wertvolle Erfahrung, doch es ist auch mit einem großen organisatorischen und teilweise finanziellen Aufwand verbunden. Damit dein Auslandssemester gut über die Bühne geht und alles klappt, haben wir hier alle Informationen für dich.

Praktikum im Ausland: Was ist ein Auslandspraktikum?

Bei einem Auslandspraktikum kannst für einige Monate in den Arbeitsalltag eines ausländischen Unternehmens hineinschnuppern. Dabei bekommst du die Gelegenheit, dein Wissen aus dem Studium praktisch anzuwenden und zu vertiefen. Außerdem lernst du den Berufsalltag und die fachlichen Anforderungen kennen. Prinzipiell gibt es zwei Arten von Auslandspraktika: Pflichtpraktika und freiwillige Praktika.

Pflichtpraktikum

Ein Pflichtpraktikum ist fest in deiner Ausbildung verankert und Teil deines Curriculums. Das bedeutet auch, dass im Studienplan festgehalten ist, welche Art der Tätigkeit du im Rahmen deines Praktikums absolvieren sollst. Häufig arbeitet die Universität in solchen Fällen mit Partnerunternehmen zusammen, die regelmäßig Studierende für (Auslands-) Praktika einstellen. Für solche Praktika stellt dir die Universität in der Regel eine Bestätigung aus, dass dieses Praktikum für dich verpflichtend ist. Diese Bestätigung wird oftmals von den Unternehmen verlangt. Es gibt zwei unterschiedliche Praktikumsarten:

  • Pflichtpraktikum außerhalb eines Dienstverhältnisses: Das Praktikantenverhältnis wird durch den Lern- und Ausbildungszweck und nicht durch die Erwerbsabsicht des Unternehmens charakterisiert. Ein reguläres Arbeitsentgelt ist daher nicht verpflichtend. Ob und in welcher Höhe dir ein Taschengeld bezahlt wird, obliegt dem Unternehmen und ist Vereinbarungssache.
  • Pflichtpraktikum im Rahmen eines Dienstverhältnisses: Das Praktikumsverhältnis wird durch einen Praktikanten-Arbeitsvertrag geregelt. Der Praktikant erhält ein geregeltes Arbeitsentgelt und ist im Normalfall auch versichert.

Freiwilliges Praktikum

Ein freiwilliges Praktikum ist nicht verpflichtend. Die Universität stellt dir in diesem Fall auch keine Bestätigung aus und kann auch keine Unternehmen vermitteln. Freiwillige Praktika kannst du absolvieren, weil es dich interessiert und du mehr Erfahrung sammeln willst. Oftmals ist es schwieriger freiwillige Praktika zu absolvieren, da Unternehmen Praktikumsstellen für jene Studierende reservieren, die diese verpflichtend absolvieren müssen.

Die Vorteile eines Auslandspraktikums: Was bringt dir ein Praktikum im Ausland?

Jede Erfahrung macht dein Arbeits- und Privatleben reicher, denn du wächst an deinen Herausforderungen und Erlebnissen. Ein Praktikum im Ausland hat viele Vorteile für dein Berufsleben und deine spätere Karriere:

  • Arbeitserfahrungen in einer studienrelevanten Branche
  • Einblick in den (zukünftigen) Berufsalltag
  • Internationales Networking und Kontakte zu Kolleg*innen, Mentor*innen, etc.
  • Arbeit bei internationalen Firmen und Unternehmen
  • Fremdsprachenkenntnisse verbessern
  • Kulturelle Kompetenz aneignen
  • Soft Skills: Selbstständigkeit, Organisationstalent, Teamfähigkeit, Kommunikationskompetenz, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit

Fremdsprachenkenntnisse

In einem anderen Land zu leben und zu arbeiten ist die beste und effektivste Art eine (Fremd-)Sprache zu lernen und zu verbessern, denn du bist rund um die Uhr von der Sprache umgeben und bist gewissermaßen „gezwungen“ sie zu verwenden. Dadurch machst du schnell Fortschritte. Deine Fremdsprachenkenntnisse verbesserst du dabei nicht nur im Bereich der Alltagskommunikation, sondern auch in der Fachsprache der Branche.

Kulturen entdecken & den eigenen Horizont erweitern

In einem anderen Land bist du mit anderen Bräuchen, Gewohnheiten und Gepflogenheiten konfrontiert und lernst somit auch eine neue Kultur kennen. Du bekommst also die Möglichkeit, deinen Horizont zu erweitern und an deinen Soft Skills zu arbeiten. Bei einem Auslandspraktikum siehst du außerdem, wie die Arbeitskultur in anderen Ländern bzw. Unternehmen aussieht. Dieser Einblick in die Arbeitswelt kann für dich und deine zukünftige Berufswahl sehr hilfreich sein.

Alternativen zu Auslandspraktika

Ein Auslandspraktikum ist nicht die einzige Möglichkeit, wie du Zeit im Ausland verbringen kannst. Auslandssemester, Auslandsstudium, Work & Travel, etc. sind einige Alternativen zu Auslandspraktika, die wir dir hier näher vorstellen.

Der häufigste Entscheidungskonflikt: Auslandspraktikum oder Auslandssemester?

Häufig können sich Studierende nicht zwischen einem Auslandspraktikum und einem Auslandssemester entscheiden. Deswegen haben wir hier alle Unterschiede aufgelistet, damit du entscheiden kannst, was besser zu dir passt.

AuslandspraktikumAuslandssemester
vorwiegend regionale Kolleg*innenviele andere internationale Studierende
oft Taschengeld oder Bezahlungkein Entgelt
arbeitenstudieren
berufliches Networking (aber auch neue Freund*innen)neue Freund*innen und Studienkolleg*innen
in der Regel 2-6 Monate Auslandsaufenthaltin der Regel 3-8 Monate Auslandsaufenthalt
meist keine finanzielle Unterstützungfinanzielle Unterstützung durch Austauschprogramme (z.B. Erasmus) und Stipendien
selbstständige Organisation (Suche nach einer Praktikumsstelle, Bewerbung, Unterkunft, etc.)Organisation über Universität oder Agenturen (Partneruniversitäten, Platzvergabe, Studentenwohnheime, etc.)

Hier findest du einen ausführlichen Artikel mit allen Informationen zu Auslandssemestern!

Für jeden etwas dabei: Weitere Alternativen zu Auslandspraktika

Eine weitere Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt ist die Tätigkeit als Au Pair. Dabei verbringst du meist ungefähr 12 Monate bei einer Familie im Land deiner Wahl, kümmerst dich um die Kinder und unterstützt die Eltern im Familienalltag. Dafür bekommst du meist etwas Taschengeld und kannst in deiner Freizeit das Land erkunden.

Wenn du im Ausland arbeiten möchtest, ist Work & Travel genau richtig für dich. Du reist in ein Land und arbeitest dort für ein oder mehrere Monate. Du kannst in der Gastronomie, Hotellerie, Tourismusbranche oder auch in der Landwirtschaft arbeiten und dabei in die Kultur des Landes eintauchen. Dieser Auslandsaufenthalt eignet sich perfekt für die Sommerferien.

Wenn du deinen Auslandsaufenthalt mit Freiwilligenarbeit verbinden möchtest, ist auch dies eine tolle Option. In Afrika, Ozeanien, Asien, Lateinamerika oder Afrika kannst du verschiedene regionale Vereine oder internationale Organisationen unterstützen, während du das Land und die Kultur erkundest.

Wenn das (Sprachen-)Lernen bei deiner Reise im Vordergrund stehen soll, sind Sprachreisen und Sommerschulen die richtige Alternative für dich. Für eine oder mehrere Wochen kannst du im Ausland eine Sprache lernen oder dich fachlich mit Intensivkursen verbessern.

Falls du an einer ausländischen Universität dein gesamtes Studium absolvieren möchtest, findest du hier alle Informationen zu Auslandsstudien!

Finde die passende Praktikumsstelle: Tipps & Tricks zur Bewerbung für Auslandspraktika

Oftmals muss das Auslandspraktikum auf eigene Faust organisiert werden. Wenn man keine internationalen Unternehmenskontakte zur Verfügung hat, ist das natürlich eine Herausforderung. Das International Office oder die Praktikumsbeauftragten können bei der Suche eine erste Anlaufstelle und Hilfe sein. Diese verfügen oft über ein gutes Netzwerk an Partnerhochschulen, Partnerunternehmen oder Kooperationspartnern für ein Auslandspraktikum. Viele Hochschulen bzw. die ÖH bieten zudem eine Praktikumsbörse an.

Die Dauer des Praktikums

Die Mindestdauer der meisten Auslandspraktika beträgt vier Wochen, wobei die meisten Unternehmen lieber längere Praktikumsstellen ausschreiben, damit sich die Praktikant*innen auch wirklich gut einarbeiten und dann tätig werden können. Dadurch kannst du die verschiedensten Abteilungen und Arbeitsschritte besser kennenlernen und Projekte von Anfang bis Ende begleiten. Im Schnitt kannst du aber mit einer Praktikumsdauer von 2 bis 9 Monate rechnen.

Agenturen für Auslandspraktika

Am einfachsten ist es, ein Auslandspraktikum über eine Agentur beziehungsweise über eine Organisation zu bekommen. Der Nachteil ist, dass die Vermittlung in den meisten Fällen kostenpflichtig ist, wobei die Kosten variieren. Der große Vorteil allerdings ist, dass du dich nur einmal bei der Agentur bewerben musst und nicht bei unterschiedlichen Firmen. Das Vermittlungsbüro sucht dir eine freie Stelle nach deinen Vorstellungen und organisiert die Vertragsabwicklung. Der Bewerbungsprozess ist von Agentur zu Agentur unterschiedlich.

Hier ist eine Liste an hilfreichen Anlaufstellen:

Auslandspraktika können auch im Rahmen des Erasmus+ Mobilitätsprogramms organisiert werden. In diesem Fall musst du ein Learning Agreement mit dem ausländischen Unternehmen vereinbaren. Hier findest du nähere Informationen zum Erasmus+ Programm!

Die Bewerbung

Deine Bewerbungsunterlagen solltest du am besten in der Landessprache oder zumindest in Englisch verfassen. Du musst auch alle notwendigen Zeugnisse und Sprachzertifikate beilegen und gegebenenfalls vorher übersetzen lassen. Bereite dich auf ein telefonisches Bewerbungsgespräch oder ein Online-Interview vor. Noch bevor du dich bewirbst, solltest du mit deiner Hochschule abklären, ob das ausgewählte Praktikum von deiner Universität anerkannt wird, wenn es sich um ein Pflichtpraktikum handelt.

Der Praktikumsvertrag

Nach einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch erhältst du deinen Praktikumsvertrag, den du dir sorgfältig durchlesen und dann unterschreiben musst. Die folgenden Punkte müssen immer enthalten sein:

  • Zeitraum des Praktikums
  • Einsatzort
  • Aufgaben und Tätigkeitsbereich
  • Rechte und Pflichten aller Parteien (Praktikant*innen und Praktikumsgeber)
  • Gehalt, Zuschuss oder Taschengeld
  • Arbeitszeiten
  • Kündigung (Bedingungen, Fristen, etc.)

Zusage Auslandspraktikum: Was bei der Organisation deines Aufenthalts zu beachten ist

Sobald du die Zusage für dein Auslandspraktikum bekommen hast, kannst du deinen Auslandsaufenthalt planen. Du musst dich rechtzeitig um eine Unterkunft, die Anreise, das Visum oder die Arbeitserlaubnis, Reiseversicherungen, Impfungen, Kosten und Förderungen kümmern. Diese Organisationspunkte variieren nach Zielland.

Wohnen & Transfer

Wenn du dein Auslandspraktikum bei einer Organisation, Agentur oder einem Kooperationsunternehmen planst, gibt es oftmals Wohnmöglichkeiten zur Auswahl. Erkundige dich deshalb schon beim Bewerbungsgespräch darüber!

Wenn du dich eigenständig um eine Unterkunft kümmern musst, solltest du rechtzeitig mit der Suche anfangen! Wenn du keine Unterkunft findest, ist es ratsam, schon einige Wochen vor Praktikumsbeginn anzureisen und dir einstweilen ein Zimmer in einem Hostel oder einer günstigen Pension zu suchen. Studentenwohnheime, AirBnB und Immobilienbörsen von Universitäten, Studentenvertretungen sind gute Anlaufstellen.

STUWO Tipp: Wenn du dein Auslandspraktikum in Österreich absolvierst, sind die STUWO Studentenheime (September bis August) und Ferienapartments (Juli und August) ideal. Mit der All-In-Miete sind alle Wohnkosten abgedeckt. Bewerben kannst du dich jederzeit! Wir empfehlen dir, dich im April für die Sommermonate oder das folgende Studienjahr zu bewerben.

Außerdem solltest du dich rechtzeitig um die Anreise kümmern. Buche Flug-, Bus– oder Zugtickets und bedenke dabei, wie viel Gepäck du mitnehmen kannst.

Visum & Arbeitserlaubnis

Als EU-Bürger*in brauchst du weder ein Visum noch eine Arbeitserlaubnis für dein Auslandspraktikum innerhalb der EU. Für Drittstaaten, wie beispielsweise die USA, Australien, Thailand, etc., brauchst du in der Regel ein Visum und/oder eine Arbeitserlaubnis. Die Antragsstellung dauert oftmals mehrere Monate, wobei das je nach Land variiert. Deswegen solltest du dich so früh wie möglich informieren und darum kümmern.

Achtung: Wenn du länger als drei Monate in einem anderen EU-Land wohnst, musst du dies bei der ausländischen Meldestelle anmelden.

Reiseversicherung & Impfungen

Je nach Beschäftigungsverhältnis des Praktikums kann es sein, dass du beim Praktikumsgeber (teil-)versichert bist. Dies solltest du im Vorhinein abklären und gegebenenfalls zusätzliche Versicherungen abschließen:

  • Auslandskrankenversicherung: Sofern du nicht beim Praktikumsgeber krankenversichert bist, solltest du eine private Versicherung abschließen.
  • Reiserücktritts- oder Reiseabbruchsversicherung: Falls du deine Reise nicht antreten kannst oder abbrechen musst, deckt diese Versicherung allfällige Kosten.
  • Notfall- und Unfallversicherung: Bei Unfällen oder anderen Notfällen kümmert sich diese Versicherung um anfallende Kosten.
  • Haftpflichtversicherung: In den meisten Fällen deckt deine „reguläre“ Haftpflichtversicherung keine Auslandsaufenthalte!

Bei Auslandspraktika außerhalb der EU sind unter Umständen besondere Impfungen vorausgesetzt. Erkundige dich rechtzeitig und hole Impfungen nach.

Förderungen

Die Stipendiendatenbank ist die umfangreichste Datenbank für Förderungen in Österreich. Hier kannst du nach Stipendien für deinen Auslandsaufenthalt suchen. Auch das Auslandsbüro deiner Universität ist auch eine tolle Anlaufstelle. Manchmal werden Praktika direkt über die Landesförderung deines Studienortes geregelt oder Stipendien direkt über die Universität vergeben. Das bekannteste Programm im europäischen Raum ist auf jeden Fall das Erasmus+ Programm. Informationen, Beratung und Beantragung läuft über das Auslandsbüro deiner Universität. Hier findest du nähere Informationen zum Erasmus+ Stipendium!

Kosten

Ein Auslandspraktikum ist eine finanzielle Investition in deine berufliche und persönliche Weiterentwicklung. Mache dir also rechtzeitig Gedanken darüber, wie dein Auslandspraktikum finanziert werden soll.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten stehen dir zur Verfügung:

  • Finanzielle Unterstützung durch die Eltern
  • Stipendium
  • Praktikumsentgelt
  • Studentenkredit

Hier findest du einen ausführlichen Blogbeitrag zur Studienfinanzierung!

Diese Kosten solltest du einberechnen:

  • Reisekosten (Flug-, Bus-, Zugtickets…)
  • Lebenshaltungskosten (Miete, Produkte des täglichen Bedarfs, Freizeit (Sport, Bar, Restaurant, Kino, Konzerte, …), Ticket für den öffentlichen Verkehr)
  • Versicherungen
  • Evtl. Agenturkosten
  • Evtl. Kosten für Visum
  • Evtl. Impfungen, etc.

Ein Auslandspraktikum bietet dir somit nicht nur einen Mehrwert für dein Studium und eine Zusatzqualifikation für deine künftige Jobsuche, sondern auch die großartige Chance auf eine einzigartige Erfahrung während deiner Studienzeit. In unserer Kategorie „Studieren im Ausland“ findest du alle möglichen Artikel mit Informationen für deinen Auslandsaufenthalt!

Du hast noch Fragen?

Gerne helfen wir dir weiter!