ECTS: Bedeutung des Punktesystems für Lehrveranstaltungen

Verfasst von: Kerstin Lakits, 15.09.2022

Gerade für Studienneulinge kann das verwirrende Universitätssystem mit all seinen komplizierten Abkürzungen wie ECTS, STEOP oder SWS furchteinflößend wirken. Hinter den vielen Abkürzungen stecken jedoch simple Konzepte, die deinen Studienalltag erleichtern. Heute erklären wir dir das ECTS-Punktesystem, das dir bei allen Lehrveranstaltungen, in der Semesterplanung und bei Auslandsaufenthalten unterkommen wird.

Was versteht man unter ECTS?

Das ECTS (European Credit Transfer and Accumulation System) ist im Rahmen des Bologna-Prozesses entstanden. Um Studiengänge und akademische Leistungen im europäischen Hochschulraum vergleichbar und transparenter zu machen, wurde eine universelle Messeinheit, der ECTS-Punkt oder Credit Point, eingeführt.

Damit wollte man erreichen, dass…

  • Studien- und Prüfungsanforderungen überschaubarer
  • die tatsächliche Studienzeit verkürzt
  • Studierende einen besseren Überblick über den Studienfortschritt erhalten.
  • das Planen eines Studiums leichter wird.
  • die Arbeitsbelastung von Studierenden transparenter ist.
  • Studierende flexibler in der Planung des Studiums sind.
  • die nationale und internationale Mobilität von Studierenden erleichtert wird.
  • die Anerkennung von fremden Studien- und Prüfungsleistungen erleichtert wird.

Die ECTS-Punkte sind vor allem für das Vorlesungsverzeichnis, die Lernvereinbarung und die Leistungsübersicht essenziell. Die ECTS-Anzahl bei jeder Lehrveranstaltung im Vorlesungsverzeichnis hilft dir bei der Semesterplanung. Wenn du ein Semester an einer fremden Universität absolvieren möchtest, helfen dir die ECTS-Punkte dabei, Lehrveranstaltungen zu finden, die anrechenbar sind. Diese brauchst du sowohl für die Lernvereinbarung (Learning Agreement) und die Leistungsübersicht (Transcript of Records). Solltest du ein oder mehrere Semester außerhalb Österreichs planen, findest du hier weitere Informationen zum Studieren im Ausland!

ECTS-Punkte für Bachelor & Master

Ein Bachelorstudium besteht aus 180 ECTS-Punkten, die sich in der Mindeststudienzeit auf 30 ECTS pro Semester aufteilen. Im Masterstudium sind es 120 ECTS-Punkte, die sich in Mindeststudienzeit auf 4 Semester zu je 30 ECTS aufteilen.

Die ECTS-Punkte für beide Studien inkludieren die folgenden Leistungen:

  • Prüfungsimmanente und nicht-prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Seminare, Vorlesungsübungen, Proseminare, etc.)
  • Pflichtpraktika
  • Selbststudium (Recherche, Lernen, Hausübungen, Vorbereitungen von Präsentationen, etc.)
  • Prüfungsvorbereitung
  • Abschlussarbeiten (Seminararbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit, etc.)
  • Abschlussprüfungen

STUWO-Tipp: Wenn du dein Semester planst und Kurse auswählst, schau dir vorher die ECTS-Punkte an. Rechne dir aus, wie viele Arbeitsstunden für die Teilnahme an der Lehrveranstaltung (Präsenz) vorgesehen sind. Die Differenz zwischen Präsenzstunden und ECTS sind dein ungefährer Arbeitsaufwand außerhalb der Universität. Dadurch verhinderst du, dass du mit Hausübungen, Referaten und Lernen überfordert wirst.

Wie viele Stunden hat ein ECTS?

Während früher in Semesterwochenstunden (SWS) die Präsenz von Studierenden an der Universität berechnet wurde, berechnet man heute den tatsächlichen Arbeitsaufwand von Studierenden mit ECTS-Punkten, wobei 1 ECTS 25 Stunden entspricht. Die ECTS für eine Lehrveranstaltung sind ein geschätzter Wert.

Beispiel: Eine Vorlesung im Rahmen von 2 ECTS bedeutet, dass du insgesamt 50 Arbeitsstunden für die Absolvierung dieser Lehrveranstaltung einplanen solltest. Dies inkludiert sowohl die Anwesenheit, Pflichtlektüre, selbstständiges Lernen als auch die Prüfung.

Notengewichtung & ECTS

Die Noten für Lehrveranstaltungen werden unabhängig von den ECTS-Punkten vergeben. Beim Berechnen des Notendurchschnitts kann mitunter die ECTS-Gewichtung einbezogen werden. Sprich die Noten in Lehrveranstaltungen mit mehr ECTS wiegen schwerer. Dies wird zum Beispiel bei der Berechnung des Notendurchschnitts für ein Leistungsstipendium gemacht.

Beispiel: Bei der Berechnung des Notendurchschnitts wiegt das „Sehr Gut“ von einer 5-ECTS-Übung mehr als das „Befriedigend“ von einer 2-ECTS-Vorlesung.

FAQs

Wie viele ECTS muss man mindestens machen?

Ab dem Wintersemester 2022/23 müssen Studierende eines Bachelor- oder Diplomstudiums mindestens 4 ECTS pro Semester absolvieren und diesen Nachweis im vierten Semester in der Form von 16 absolvierten ECTS-Punkten erbringen.

Was passiert, wenn man zu wenig ECTS hat?

Wenn man als Bachelor- oder Diplomstudierender weniger als 16 ECTS in den ersten vier Semestern absolviert, verliert man seine Zulassung und kann diese Studienrichtung an keiner Hochschuleinrichtung in den nächsten 2 Jahren fortsetzen.

Wie viele ECTS braucht man für die Familienbeihilfe?

Damit du nach dem ersten Jahr an der Universität weiterhin die Familienbeihilfe bekommst, musst du nachweisen, dass du im ersten Studienjahr die STEOP (Studieneingangs- und Orientierungsphase) im Ausmaß von 14 ECTS oder Lehrveranstaltungen im Ausmaß von 16 ECTS absolviert hast.

Die ECTS-Punkte sind also in erster Linie eine Orientierungshilfe bei der Semesterplanung für dich. Damit kannst du deinen Arbeitsaufwand gut einschätzen und die richtige Anzahl an Kursen auswählen. Hier findest du zusätzlich eine Checkliste für einen gelungenen Start in das Semester!

Wir hoffen, dir mit unserem Blog einen noch besseren Einblick in das ECTS-System geben zu können und wünschen dir viel Erfolg bei deinem Studium!

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