Bildungskarenz wird Weiterbildungszeit: Voraussetzungen, Änderungen & Tipps fürs Studium

Verfasst von: Helene Ausserwöger, 14.08.2025

Ein Studium neben dem Job klingt ideal – doch wie lässt sich das finanzieren? Viele Berufstätige träumen davon, sich weiterzubilden und ein Studium zu beginnen. Aber all das unter einen Hut zu bekommen, kann ganz schön herausfordernd sein. Vor allem, wenn man währenddessen auch auf ein regelmäßiges Einkommen angewiesen ist. 

Bildungskarenz und Bildungsteilzeit wurden zwar seit April 2025 gestrichen. Doch die gute Nachricht: Ab 2026 gibt es das neue Modell der Weiterbildungszeit. Was genau das bedeutet und wie du mit Bildungskarenz, Weiterbildungsgeld und Co. dein Studium finanzieren kannst, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis:

Was ist Bildungskarenz und wie unterscheidet sie sich von Bildungsteilzeit?

Die Bildungskarenz war für viele eine tolle Möglichkeit, für zwei bis zwölf Monate, eine Pause vom Job einzulegen und sich ganz der Weiterbildung zu widmen. Und das mit der finanziellen Unterstützung vom AMS. Egal ob Kurs, Lehrgang oder Uni-Studium, man konnte die Zeit flexibel nutzen, sogar im Ausland lernen und nebenbei ein bisschen reisen. Wie lange man freigestellt wurde (und ob überhaupt), war immer eine individuelle Absprache mit dem oder der Arbeitgeber*in. 

Im Unterschied dazu konnte man sich bei der Bildungsteilzeit mit einer kleineren finanziellen Unterstützung weiterbilden und gleichzeitig weiter in Teilzeit arbeiten. 

Beide Modelle wurden allerdings im April 2025 abgeschafft. Ab 2026 gibt es dann die Möglichkeit auf eine sogenannte Weiterbildungszeit. 

Bildungskarenz Neu: Die wichtigsten Änderungen

Seit April 2025 ist Schluss mit der klassischen Bildungskarenz. Ab Anfang 2026 kommt stattdessen die neue Weiterbildungszeit. Das Ziel sind weniger Kosten, dafür gezieltere Förderung – vor allem für Menschen mit geringerer formaler Bildung, Eltern und alle, die sich beruflich neu orientieren wollen. Hier ein kurzer Überblick zu allen Änderungen:

  • Früher: Bildungskarenz
  • Anspruch nach 6 Monaten
  • Bildungsteilzeit möglich
  • Mind. 8 ECTS pro Semester
  • Anschluss an Elternkarenz möglich
  • Selbstlernformate oft erlaubt
  • Keine Beratungspflicht
  • Weiterbildungsgeld orientierte sich am Arbeitslosengeld (mind. 14,53 € pro Tag)
  • Neu: Weiterbildungszeit (ab 2026)
  • Anspruch erst nach 12 Monaten im Job
  • keine Bildungsteilzeit mehr
  • Jetzt 20 ECTS bzw. 16 ECTS für Personen mit Betreuungspflichten
  • Mind. 26 Wochen Beschäftigung dazwischen nötig
  • seminaristische Präsenz- oder Liveonlineformate – keine Selbstlernformate
  • Bildungsberatung & Erfolgsnachweise verpflichtend
  • Fixer Tagsatz: 32 € pro Tag

Es gibt auch weiterhin die Möglichkeit einen Bildungskarenz oder -teilzeit mit dem oder der Arbeitgeber*in zu vereinbaren, jedoch ohne finanzielle Unterstützung vom Staat.

Was ist die Weiterbildungszeit und wie funktioniert sie?

Ab 1. Jänner 2026 startet die neue Weiterbildungszeit und löst damit offiziell die bisherige Bildungskarenz ab. Aber ganz so flexibel wie die Bildungskarenz war, ist dieses neue Modell leider nicht mehr.

Mit der Weiterbildungszeit bekommst du zwar die Möglichkeit, für bis zu 12 Monate aus dem Job auszusteigen (ähnlich wie früher bei der Bildungskarenz), musst aber einige neue Voraussetzungen beachten (siehe nächsten Abschnitt). Auch ein Studium kann grundsätzlich möglich sein. Zum Beispiel an einer FH, Uni oder als Fernstudium. Aber es muss zur beruflichen Weiterbildung passen. Wenn du z. B. ein Studium machst, das dich für deinen Job qualifiziert oder den nächsten Karriereschritt vorbereitet, hast du gute Chancen für den Anspruch auf Weiterbildungszeit. Voraussetzung ist natürlich, dass du auch alle anderen, oben genannten Kriterien erfüllst.

Weiterbildungszeit Voraussetzungen: Wer hat Anspruch & was musst du beachten?

Im Vergleich zur früheren Bildungskarenz gelten bei der neuen Weiterbildungszeit strengere Regeln. Einfach irgendwas studieren oder ein lockerer Onlinekurs ohne Nachweise? Das war einmal. Damit du Weiterbildungsgeld bekommst, musst du einige wichtige Voraussetzungen erfüllen, sowohl in Bezug auf deinen Job als auch auf die geplante Weiterbildung selbst.

  • Mindestens 12 Monate beim selben Arbeitgeber
  • Eine verpflichtende Bildungsberatung vorab
  • Ein Nachweis über mind. 20 Wochenstunden Kurszeit oder 20 ECTS pro Semester (bzw. 16 ECTS für Personen mit Betreuungspflichten) ACHTUNG: Bei Nichterfüllung ist eine Rückforderung der Förderung möglich.
  • Live-Online- oder Präsenzformate – also keine reinen Selbstlernkurse mehr

Weiterbildungszeit beantragen: Schritt-für-Schritt 

Du willst eine Weiterbildung machen und dafür eine Auszeit vom Job nehmen – ohne ganz auf Einkommen zu verzichten? Dann kann die Weiterbildungszeit ab 2026 eine gute Option sein. Hier die wichtigsten Schritte:

Schritt 1: Arbeitgebergespräch und Zustimmung holen

Bevor du irgendetwas beantragst, brauchst du das Okay deines Arbeitgebers. Die Weiterbildungszeit basiert – wie früher die Bildungskarenz – auf gegenseitiger Vereinbarung. Sprich also früh genug mit deiner Firma und kläre ab, ob und wie lange sie dich freistellen würden.

Tipp: Komm vorbereitet ins Gespräch, mit Infos zur geplanten Weiterbildung und den Vorteilen für dich (und im Idealfall auch fürs Unternehmen).

Schritt 2: Verpflichtete Bildungsberatung

Bevor du deine Weiterbildungszeit beantragst, musst du eine verpflichtende Bildungsberatung machen. Dabei geht es darum, gemeinsam mit Expert:innen zu prüfen, ob deine geplante Weiterbildung zu dir, deinem Beruf und den Anforderungen des Arbeitsmarkts passt. In einem persönlichen Gespräch, was meist beim AMS oder einer zertifizierten Stelle stattfindet, bekommst du Unterstützung bei der Auswahl sinnvoller Kurse oder Studiengänge.

Ausnahme: Wenn du dich innerhalb deines bisherigen Berufsfelds weiterbilden möchtest, kannst du dir die Beratung sparen. In allen anderen Fällen ist sie Voraussetzung für den Antrag.

Schritt 3: Kurs- oder Studiennachweis organisieren

Sobald du grünes Licht vom Job hast, brauchst du konkrete Nachweise für deine geplante Weiterbildung. Das kann z. B. sein:

  • eine Inskriptionsbestätigung für ein Studium
  • ein Kursplan mit Wochenstunden
  • oder ein ECTS-Plan bei Studien

Wichtig: Deine Weiterbildung muss mindestens 20 Wochenstunden (bzw. 20 ECTS/Semester) umfassen, mit Liveonline- oder Präsenzformaten.

Schritt 4: Antrag beim AMS: Formulare, Fristen, Ansprechpartner

Jetzt geht’s zur offiziellen Antragstellung beim AMS. Dafür brauchst du:

  • die Vereinbarung mit deinem Arbeitgeber
  • alle Nachweise zur Weiterbildung

Wichtig: Der Antrag muss vor Beginn der Weiterbildung beim AMS eingereicht werden – sonst gibt’s kein Geld.

Wenn dein Antrag erfolgreich ist, bekommst du Weiterbildungsgeld. Dieses beträgt mindestens 32 Euro pro Tag, also etwa 960 Euro im Monat (Stand 2026). Dafür gibt es aber kein Bildungsteilzeitgeld mehr. Eine Kombination aus Teilzeitjob und Weiterbildung ist also nicht mehr möglich. Damit du deine Förderung nicht zurückzahlen musst, musst du folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Du musst regelmäßig Erfolgsnachweise bringen (mind. 20 ECTS im Semester)
  • Du besuchst Liveonline- oder Präsenzformate
  • Bei Nichterfüllung kann das Geld zurückgefordert werden

Falls dein Antrag abgelehnt wird, heißt das nicht, dass alles verloren ist. Häufig scheitert es an Formalitäten oder fehlenden Nachweisen. In dem Fall kannst du Berufung einlegen, ein alternatives Weiterbildungsprogramm vorschlagen oder nochmal zur Bildungsberatung gehen und deinen Antrag neu aufsetzen.

Extra-Tipp: Weitere Möglichkeiten zur Studienfinanzierung

Die Weiterbildungszeit ist nicht die einzige Möglichkeit, wie du dein Studium finanzieren kannst. Wenn du z. B. neben einem Job studierst oder dein Einkommen niedrig ist, könnten dir auch folgende Unterstützungen helfen:

  • Stipendien: Selbsterhalter*innen-Stipendium, Stipendium für berufstätige Studierende, Leistungsstipendium
  • Beihilfen: Studienbeihilfe, Familienbeihilfe (je nach Lebenssituation und Einkommen)
  • Studentenkredit aufnehmen
  • Pendlerpauschale: Wenn du für dein Studium regelmäßig weitere Strecken zurücklegst, kannst du unter Umständen Fahrtkosten steuerlich absetzen.
  • Steuerlicher Selbstbehalt: Viele Weiterbildungskosten – von Lehrbüchern bis zum Laptop – kannst du bei der Arbeitnehmerveranlagung geltend machen und dir wieder zurückholen. Hier findest du weitere Steuertipps für Studierende!

Alle genauen Infos zu den verschiedenen Möglichkeiten findest du auch in unserem Blog zur Studienfinanzierung!

Fazit: Deine Chance auf Bildung & finanzielle Unterstützung clever nutzen

Auch wenn sich mit der Weiterbildungszeit einiges verändert hat, deine Chance auf Weiterbildung bleibt. Mit dem richtigen Plan, einer passenden Weiterbildung und guter Vorbereitung kannst du dir bis zu 12 Monate finanzielle Unterstützung sichern.

Wichtig ist, dass du dich frühzeitig informierst, alles mit deinem Arbeitgeber klärst und dir Unterstützung bei der Bildungsberatung holst. Auch ein Studium kann möglich sein, wenn es zu deiner beruflichen Entwicklung passt. Du hast mehr Möglichkeiten, als du denkst und es ist nie zu spät, um mit dem Studieren anzufangen!

Für alle aktuellen Details und mögliche Änderungen hält dich das Bundeskanzleramt auf dem Laufenden.

FAQ: Wir beantworten deine Fragen zur Bildungskarenz & Bildungsteilzeit

Die Bildungskarenz war eine flexible Auszeit vom Job für Weiterbildung. Die Weiterbildungszeit ist das neue Modell ab 2026, mit strengeren Voraussetzungen, aber gezielterer Förderung.

Nein. Das Bildungsteilzeitgeld wurde mit April 2025 abgeschafft.

Du bekommst das sogenannte Weiterbildungsgeld – mindestens 32 € pro Tag (ca. 960 €/Monat)

Ja, aber nur, wenn das Studium beruflich relevant ist. Es braucht eine Bildungsberatung und die Ausbildung muss anerkannt sein.

Du musst pro Semester mindestens 20 ECTS erbringen und einen Erfolgsnachweis einreichen. Bei Verstößen kann das Geld zurückgefordert werden.

Nein. Zwischen Elternkarenz und Weiterbildungszeit müssen mindestens 26 Wochen Beschäftigung liegen.

Ja. Du kannst weiterhin eine Bildungskarenz oder -teilzeit mit deinem Arbeitgeber vereinbaren – aber ohne staatliche Unterstützung.

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