Was tun bei Gewalt gegen Frauen: Infos & Hilfe | STUWO

Verfasst von: Kerstin Lakits, 18.11.2021

„Gewalt ist die Waffe der Schwachen“ – Mahatma Gandhi

Gewalt ist niemals in Ordnung und doch sind etwa 20% aller Frauen im Laufe ihres Lebens körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Im Jahr 2020 wurden 16.779 Frauen und Mädchen Opfer von familiärer Gewalt. Jede Frau – unabhängig von Alter, Hautfarbe, Religion, Kultur – kann Opfer von Gewalt werden und gerade das macht es zu einem Problem, das uns alle etwas angeht. Der Internationale Tag der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25.11. soll uns ins Gedächtnis rufen, dass wir alle an diesem Problem arbeiten müssen. Darum haben wir hier Informationen und Beratungsstellen für euch zusammengetragen.

Was ist häusliche Gewalt überhaupt?

Man spricht von häuslicher Gewalt, wenn der Gewalttäter in einer intimen bzw. sehr persönlichen, emotionalen Beziehung zum Opfer steht. Das können Verwandte, Freunde, Mitbewohner oder Partner sein. Es kann jedem Menschen passieren, dennoch sind die Opfer zum größten Teil weiblich und die Täter überwiegend männlich.

Außerdem ist häusliche Gewalt ein regelmäßiges, sich wiederholendes Verhalten der Gewalttäter. Dazu zählen körperliche, sexuelle und psychische Gewalt. Bedrohungen, Demütigungen, soziale Isolation, Prügel, gezwungener Sex und Missbrauch sind Übergriffe seitens der Täter. So etwas hat in keiner Beziehung Platz.

Häufig findet häusliche Gewalt hinter verschlossenen Türen statt, meistens in den eigenen vier Wänden. Die Täter verbergen gezielt ihre Vergehen und verhindern oft die Möglichkeit zu Hilfe und Intervention.

Selbstverständlich ist jede Art von Gewalt gesetzlich verboten und strafbar – auch häusliche Gewalt. Seit 1997 gibt es das Gewaltschutzgesetz, dass es der Polizei ermöglicht, Gewalttäter aus ihrer Wohnung zu entfernen, um die Opfer zu schützen.

Woran erkennt man häusliche Gewalt?

Oft kann es schwierig sein, einen Fall von häuslicher Gewalt als außenstehende Person zu bemerken. Dies liegt einerseits daran, dass die Täter teils aktiv versuchen, dies zu verbergen und andererseits daran, dass die Opfer es oft aus verschiedensten Gründen nicht ansprechen (möchten). Dennoch gibt es ein paar Indizien, die auf häusliche Gewalt hindeuten können. Hier sind einige mögliche Erkennungsmerkmale von häuslicher Gewalt:

  • Plötzlich keine Zeit mehr für Freundinnen, Kolleginnen, etc.
  • Keine eigenständigen Entscheidungen mehr (Rücksprache mit Partner)
  • Kein eigenes Geld zur Verfügung
  • Verletzungen (häufig ohne oder nur unlogische Erklärungen)
  • Chronische Beschwerden (oft ohne physische Ursache)
  • Psychische Probleme (Angst, Panikattacken, Depression)
  • Besitzergreifender, kontrollierender, aggressiver Partner

Anlaufstellen und Hilfe

Wenn du Opfer von häuslicher Gewalt wirst oder bereits bist, suche dir Hilfe! – Du bist nicht alleine! In Österreich gibt es viele Anlaufstellen, die dir in der Not auch anonym zur Seite stehen und dir in deiner Situation professionelle Hilfe anbieten können.

1. Polizei

Notruf: 133 oder 112 oder per SMS an 0800 133 133

Die österreichische Polizei kann dich schützen, wenn du zuhause bedroht wirst. Die Polizei ist rechtlich dazu ermächtigt, den Gewalttäter aus der Wohnung der gefährdeten Person zu entfernen und von dort fernzuhalten (selbst wenn der Gewalttäter ebenfalls dort wohnt). Außerdem kann die Polizei dem Gewalttäter auch ein Annäherungsverbot (100m) erteilen.

2. Frauenhelpline

Telefonnummer: 0800 222 555 (rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr)

Webseite: http://www.frauenhelpline.at/

Die Frauenhelpline ist eine gute, österreichweit erreichbare Anlaufstelle für Frauen, Kinder und Jugendliche, die von Gewalt betroffen sind. Hier bekommst du Hilfe in Akutfällen, Unterstützung und Beratung über Möglichkeiten und Auswege.

3. HelpCh@t

Webseite: https://www.haltdergewalt.at/

HelpCh@t ist ein anonymes Online-Beratungssystem, wo du täglich von 16 bis 22 Uhr von Beraterinnen Hilfe bekommst. Zusätzlich zur Hilfestellung bekommst du hier auch weitere Informationen und kannst dich mit anderen Frauen austauschen.

4. Gewaltschutzzentren

Webseite: http://www.gewaltschutzzentrum.at/ (nähere Informationen zu den einzelnen Bundesländern findest du auf der Homepage)

In jedem Bundesland gibt es Gewaltschutzzentren, die kostenlose Beratung anbietet. Außerdem begleiten dich die MitarbeiterInnen zu eventuellen Polizei- oder Gerichtsterminen und leisten psychosoziale und juristische Prozessbegleitung. Du musst das nicht allein schaffen, die Gewaltschutzzentren stehen dir zur Seite!

5. Frauennotrufe

Webseite: https://www.feminy.de/frauennotrufe/

Oberösterreich, Steiermark, Salzburg, Wien und Tirol haben spezielle Frauennotrufe für ihre Bundesländer. Alle Kontaktdaten und die jeweiligen Telefonnummern sowie Hilfe und Beratung findest du auf dieser Website.

6. Frauenhäuser

Webseite: https://www.aoef.at/index.php

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) ist eine umfangreiche Anlauf- und Auskunftstelle für dich. Auf deren Webseite findest du alle Hilfe- und Beratungsangebote, die es in Österreich gibt, sowie alle Notrufnummern und Informationen gegen Gewalt.

7. Bund Autonome Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt

Webseite: https://www.sexuellegewalt.at/

Auf der Webseite des Bunds Autonome Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt findest du Beratungsmöglichkeiten, Informationen, Anlaufstellen in deiner Nähe und Notrufnummern.

8. MännerInfo

Telefonnummer: 0800 400 777 (rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr)

Webseite: https://www.maennerinfo.at/

Diese Notrufhotline ist speziell für Männer und Burschen, aber auch für deren Angehörige, und stellt eine Anlaufstelle für akute Situationen dar. Die Hotline ist anonym und vertraulich und steht Männern in Konfliktsituationen zur Seite. Die MännerInfo ist eine Beratungsstelle, die Notschlafplätze, Anti-Gewalt-Trainings und spezielle Männerberatungsstellen vermittelt

Wie kann ich Betroffenen im Akutfall helfen?

Wenn du mitbekommst, dass jemand Opfer von Gewalt jeglicher Art wird, musst du helfen. Deine Hilfe ist für diese Person entscheidend!

Das Wichtigste im Überblick:

  • In akuten Fällen Hilfe rufen (Polizei, Frauennotrufe, Frauenhelpline)
  • Gespräch im richtigen Moment suchen (und ZUHÖREN)
  • Hilfe & Unterstützung anbieten
  • Konkret nachfragen und Verständnis zeigen
  • Informationen bei Beratungs- und Auskunftsstellen einholen

Rufe im Akutfall auf jeden Fall die Polizei – egal, ob du eine Auseinandersetzung auf der Straße siehst oder häusliche Gewalt in deiner Nachbarschaft bemerkst. Die Polizei kann mit dieser Situation professionell umgehen und helfen. Bringe dich dabei niemals selbst in Gefahr, sondern beziehe geschulte Hilfskräfte in die Situation mit ein.

Versuche im richtigen Moment ein Gespräch mit der Betroffenen zu führen. Dafür brauchst du eine sichere Umgebung, fernab des Gewalttäters. Verständnis und Da-Sein sind unfassbar wichtig, um den Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit und Unterstützung zu vermitteln. Das Wichtigste ist, dass du aufmerksam zuhörst und keinen Druck ausübst.

Etabliere eine Vertrauensbasis, indem du der betroffenen Frau erklärst, dass du für sie da bist, ihr helfen möchtest und nichts davon dem Gewalttäter erzählst. Sei eine sichere Anlaufstelle für diese Person: „Du kannst mich immer anrufen und mit mir reden.“ Vielleicht könnt ihr ein Codewort oder Zeichen ausmachen, damit du weißt, wenn sie Hilfe braucht.

Wenn du ein Opfer von Gewalt kennst und nicht weißt, wie du damit umgehen und dieser Person helfen kannst, kannst du dich – auch anonym – an die oben genannten Auskunfts- und Beratungsstellen wenden, die dir Tipps geben können.

Prävention

Indem wir darüber reden und uns mit diesem Thema beschäftigen, setzen wir einen ersten, wichtigen Schritt Richtung Sensibilisierung und Enttabuisierung. Denn wenn wir den Opfern das Gefühl vermitteln, dass sie darüber sprechen können, können sie adäquate Hilfe bekommen und müssen nicht mehr stillschweigend leiden.

Wir können alle unseren Beitrag leisten, indem wir offen darüber reden, in unserem Umfeld achtsam sind und im Falle von (häuslicher) Gewalt nicht untätig bleiben, sondern um Hilfe bitten.

Der Staat fördert viele verschiedene Präventionsmaßnahmen:

Speziell geschulte PräventionsbeamtInnen bei der Polizei, Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen, Förderung von Präventionskampagnen und auch Beratungsstellen für Männer und Burschen und noch viel mehr.

In akuten Notfallsituationen stehen euch die oben genannten Anlaufstellen zur Verfügungen und können eine Eskalation verhindern.

Zögert nicht, um Hilfe zu rufen!

Du hast noch Fragen?

Gerne helfen wir dir weiter!