Schwächen im Bewerbungsgespräch: Hilfreiche Tipps für eine überzeugende Selbstpräsentation

Verfasst von: Kerstin Lakits, 11.01.2024

Bei fast jedem Bewerbungsgespräch wird nach deinen Schwächen gefragt. Diese Frage kann dich schnell aus dem Konzept bringen, aber mit der richtigen Vorbereitung kannst dieses Thema zu deinem Vorteil nutzen und die Mitarbeiter/innen der Personalabteilung oder deine zukünftigen Chefs beeindrucken. Dafür solltest du dir im Vorhinein überlegen: „Was sind meine Schwächen?“. Außerdem solltest du dir zurechtlegen, wie du diese beim Vorstellungsgespräch formulierst. In diesem Artikel gehen wir die Vorbereitung, Selbstreflexion und Präsentation deiner Schwächen beim Bewerbungsgespräch durch!

Die eigenen Schwächen im Bewerbungsgespräch: Warum wird nach ihnen gefragt?

Die Frage nach den Schwächen bei einem Bewerbungsgespräch zählt zu den Stressfragen. Das bedeutet, dass die Personalmitarbeiter/innen sehen wollen, wie du unter Stress reagierst. Diese Frage zielt nicht darauf ab zu überprüfen, ob du für die offene Stelle qualifiziert oder für diese Aufgabe geeignet bist. Es geht vielmehr darum, ob du deine eigenen Stärken und Schwächen reflektierst und ob du ehrlich bist. Außerdem will der potenzielle Arbeitgeber herausfinden, ob du an deinen Schwächen arbeiten und um Hilfe bitten kannst, um das bestmögliche Arbeitsergebnis zu erreichen. Denn darin liegen dein Potenzial und dein Beitrag für das Unternehmen.

Die Kunst der Wahrnehmung: So erkennst du versteckte Fragen zu Schwächen im Bewerbungsgespräch

Nicht immer wird die Frage nach den Schwächen direkt als „Was sind Ihre Stärken und Schwächen?“ gestellt. Manchmal werden beim Bewerbungsgespräch indirekte Fragen gestellt. Dadurch wollen die Personalmitarbeiter/innen dafür sorgen, dass du keine vorgefertigten Antworten auf Standardfragen verwenden kannst. Sie wollen dadurch eine spontane und ehrliche Antwort haben. Hier sind einige Beispiele:

  • Wie würden Ihre Freunde/Familie Sie beschreiben?
  • Welche Eigenschaften wollen Sie an sich verändern?
  • Was würden Ihre Kolleg/innen an Ihnen kritisieren?
  • Wie belastbar/konfliktscheu/lernwillig/teamfähig/verantwortungsbewusst sind Sie auf einer Skala von 1 bis 10?
  • Wie viel Eigeninitiative bringen Sie mit?
  • Welche Aufgaben Ihrer letzten Tätigkeit waren für Sie herausfordernd?
  • Welcher Punkt in der Stellenausschreibung wird Sie am meisten herausfordern?

Diese versteckten Fragen nach den Schwächen thematisieren bestimmte Eigenschaften, die für das Unternehmen wichtig sind. Dabei wird nicht direkt gefragt, ob das eine Schwäche ist, sondern es wird nach einer Einschätzung gefragt.

Schwächen im Bewerbungsgespräch: Warum du keine Standardantworten geben solltest

Inzwischen haben sich Standardantworten auf die Frage nach den persönlichen Schwächen herauskristallisiert. Die Mitarbeiter/innen der Personalabteilung kennen diese Standardantworten und wollen keine vorgefertigten Antworten hören. Denn wenn du Standardantworten aus Ratgebern oder dem Internet übernimmst, wirkst du faul und kreativlos. Mit einer vorgefertigten Antwort stichst du auch nicht aus der Menge an Bewerber/innen heraus und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Außerdem verpasst du die Chance, von dir zu überzeugen und zu zeigen, wie selbstreflektiert und gut vorbereitet du bist.

Vor dem Gespräch richtig vorbereiten: So findest du deine persönlichen Schwächen und sprichst souverän darüber

Eine gute Vorbereitung ist der erste Schritt zu einer souveränen Selbstpräsentation bei einem Bewerbungsgespräch, denn so wirft dich die Frage nicht aus der Bahn. Hier sind einige Vorbereitungsschritte:

  1. Überlege dir, was deine Schwächen sind. Sei ehrlich mit dir selbst und reflektiere, in welchen Bereichen du dir in der Vergangenheit schwergetan hast. Erkläre deine Schwäche an einem konkreten Beispiel, damit dein/e Interviewpartner/in versteht, in welchen Situationen und in welchem Ausmaß deine Schwächen auftreten. Im nächsten Abschnitt findest du potenzielle Schwächen.
  2. Stelle sicher, dass deine Schwächen nicht mit den Kernkompetenzen der Stellenausschreibung konkurrieren, denn dann ist dies nicht die passende Stelle für dich. Zum Beispiel: Wenn du als Pflegerin arbeiten möchtest, ist deine Schwäche „arbeite nicht gern mit anderen Menschen“ ein großes Hindernis.
  3. Lege dir Strategien und Tricks zurecht, die du einsetzen kannst, um an deinen Schwächen zu arbeiten und deine Schwächen auszugleichen. Das zeigt einerseits, dass du an dir selbst arbeitest und andererseits, dass sich deine Schwächen nicht allzu sehr auf deine Arbeit auswirken. Zum Beispiel: Wenn du manchmal etwas unorganisiert bist, kannst du ein System für deinen Kalender entwickeln, damit du keine Deadlines verpasst.

Liste: Potenzielle Schwächen im Bewerbungsgespräch

Wir haben dir eine Liste mit häufigen Schwächen, die du beim Bewerbungsgespräch erwähnen kannst, erstellt, damit du dir überlegen kannst, welche davon auf dich zutrifft. Je nachdem, um welche Stelle du dich bewirbst, sind manche Schwächen „schlimmer“ als andere. Ein Beispiel: Wenn du dich als Taxifahrerin oder Chauffeurin bewirbst, ist ein schlechter Orientierungssinn eine sehr gravierende Schwäche.

  • Schnell nervös
  • Unruhig
  • Stur
  • Perfektionistisch
  • Zu introvertiert/extrovertiert
  • Angst vor Menschen zu sprechen
  • Vergesslich
  • Entscheidungsschwach
  • Nicht „Nein“ sagen können
  • Sich Namen nicht merken können
  • Unorganisiert/chaotisch
  • Schlechter Orientierungssinn
  • Kontrollierend
  • Zu emotional/zu sachlich
  • Kein Durchsetzungsvermögen
  • Ungern telefonieren
  • Keine Berufserfahrung
  • Lücke im Lebenslauf

Wenn du dir deine Schwächen ausgesucht hast, solltest du dir auch ein Beispiel suchen, anhand dessen du deine Schwäche gut illustrieren kannst. Einfach zu sagen „Meine Schwäche ist …“ reicht nicht. Erkläre, wie sich deine Schwäche auf deine bisherige Arbeit ausgewirkt hat.

Richtig antworten: So kommunizierst du deine Schwächen im Bewerbungsgespräch

Jeder Mensch hat Schwächen. Es kommt nur darauf an, wie du deine Schwächen beim Bewerbungsgespräch kommunizierst und darstellst. Es ist wichtig, dass du den Mitarbeiter/innen der Personalabteilung vermittelst, dass du dir deiner Schwächen bewusst bist und daran arbeitest.

Formuliere deine Schwächen daher als Vorsatz, indem du anhand vergangener Erfahrungen berichtest, wie sich deine Schwächen auf deine Arbeit und dein Leben auswirken. Stelle dann konkrete Strategien und Maßnahmen vor, mit denen du an deinen Schwächen arbeitest. Am besten zeigst du dabei euch deinen Entwicklungsprozess auf. Wie stark hat dich deine Schwäche anfangs eingeschränkt und wie gehst du inzwischen damit um, nachdem du daran gearbeitet hast?

Hier ist ein Beispiel, wie dies aussehen könnte: „Ich spreche nicht gerne vor Publikum. In der Schule hat meine Stimme bei Referaten immer gezittert und ich bin rot angelaufen. Während meines Studiums habe ich Sprach- und Rhetoriktrainings besucht. Inzwischen kann ich vor Publikum gute und ruhige Präsentationen halten.“

Gesprächsfehler vermeiden: Die Don’ts bei der Nennung von Schwächen im Bewerbungsgespräch

Bei der Frage nach den Schwächen beim Bewerbungsgespräch gibt es viele Stolpersteine und Fettnäpfchen. Diese Frage ist keine Einladung, alle deine Probleme und negativen Eigenschaften loszuwerden und dich bei deinem zukünftigen Arbeitgeber auszukotzen. Beschränke dich also ein oder zwei Schwächen.

Auch Humor ist an dieser Stelle im Vorstellungsgespräch nicht angebracht, da sich die Interviewer/innen eine ernsthafte und reflektierte Antwort erwarten. Antworten wie „Können Sie die Frage wiederholen? Ich höre nicht immer zu.“, „Ich habe eine Schwäche für Schokolade!“ oder „Meine größte Schwäche: mein Bankkonto!“ solltest du vermeiden.

Manche Bewerbungsratgeber schlagen vor, dass du eine Stärke als Schwäche darstellst, zum Beispiel „Ich bin zu organisiert“. Das vermittelt keine Fähigkeit zur Selbstreflexion, sondern wirkt unsympathisch. Zu behaupten, dass du keine Schwächen hast, ist nicht nur faktisch falsch (weil jeder Mensch Schwächen und Stärken hat), sondern kommt bei deinem Gegenüber als überheblich und unreflektiert an.

Die richtige Anzahl: Wie viele Schwächen soll man im Bewerbungsgespräch erwähnen?

Wenn du nicht konkret nach einer bestimmten Anzahl an Schwächen gefragt wirst, solltest du bei deiner Antwort darauf achten, dass du mehr Stärken als Schwächen nennst. Zwei bis drei Schwächen sind ausreichend, um zu beweisen, dass du selbstreflektiert und ehrlich bist. Wichtiger als die Anzahl der Schwächen ist die taktische Auswahl deiner Schwächen. Damit ist gemeint, dass du im Hinterkopf behältst, um welche Stelle du dich bewirbst und inwiefern deine ausgewählte Schwäche deine Arbeit beeinflussen würde.

Selbstkritik als Stärke: Die Vorteile einer authentischen Darstellung von Schwächen im Bewerbungsgespräch

Wieso sind Selbstreflexion und Selbstkritik die besten Eigenschaften und Arten, um mit deinen Schwächen umzugehen? Weil selbstkritische Menschen sich selbst in Frage stellen können und die Schuld für Fehler oder Probleme nicht sofort bei anderen Personen oder den Umständen suchen. Ganz im Gegenteil: Selbstkritische Menschen können sich Fehler eingestehen, daraus lernen und sich selbst verbessern. Für ein Unternehmen liefern selbstkritische Mitarbeiter/innen das größte Wachstums- und Erfolgspotenzial! Wenn deine Mitmenschen sehen, dass du bereit bist, für deine Fehler und Schwächen Verantwortung zu übernehmen, macht dich das automatisch vertrauenswürdiger und verlässlicher. Außerdem lebst du deinen Kolleg/innen vor, dass auch sie authentisch zu ihren Fehlern stehen können, ohne angeschrien, heruntergemacht oder gefeuert zu werden. Eine ehrliche und reflektierte Antwort hinterlässt bei dem/der Personalmitarbeiter/in einen guten Eindruck und macht dich sympathischer.

Stärken im Bewerbungsgespräch: Deine Zeit zu glänzen

Deine Stärken sind die zweite Seite der Medaille der Selbsteinschätzung. Das soll heißen, dass dein neuer Arbeitgeber wissen möchte, ob du deine positiven Eigenschaften und Stärken kennst und vorstellen kannst. Es geht bei dieser Frage nicht darum, dass du dich als Superman oder Superwoman, die alles können, darstellst. Es geht um eine ehrliche Einschätzung deiner eigenen Vorzüge.

Auch für die Frage: „Was sind Ihre Stärken?“ ist Vorbereitung extrem wichtig, damit du nicht unvorbereitet vor dich hin stammelst. Am besten verbindest du die Reflektion über deine Schwächen mit deinen Stärken. Erstelle eine Liste mit Stärken und Schwächen. Worin bist du besonders gut? Was fällt dir leicht? Welchen Mehrwert bringst du diesem Unternehmen?

Es gibt keine festgeschriebene Anzahl an Stärken, die du beim Vorstellungsgespräch erwähnen musst. Lege dir jedoch bei der Vorbereitung einige bereit. Qualität geht über Quantität. Ein paar konkrete, ausgearbeitete Stärken sind besser als eine lange Liste von allgemeinen Stärken. Hier sind einige Stärken, die bei Personalmitarbeiter/innen gut ankommen, wenn du sie richtig präsentierst:

  • Lernbereitschaft
  • Einfühlungsvermögen
  • Stressresistenz
  • Organisationstalent
  • Eigeninitiative
  • Kreativität
  • Problemlösung
  • Überzeugungskraft
  • Zuverlässigkeit
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Analytisches Denken
  • Offenheit
  • Selbstständiges Arbeiten

Achte darauf, dass du Stärken auswählst, die auf die Stellenausschreibung und die Arbeitsbeschreibung passen. Während Stärken wie Kommunikationskompetenz und Kundenorientierung wichtig sind, wenn du im Kundenbereich arbeitest, sind analytisches Denken und Problemlösungskompetenzen besonders relevant im Management-Bereich.

Es ist wichtig, dass du auch deine Stärken anhand von Beispielen oder vergangenen Erfahrungen erklärst. Zum Beispiel: „Meine größte Stärke ist meine Lernbereitschaft. Nach meiner Einschulung bei meinem letzten Arbeitgeber habe ich freiwillig an Schulungen teilgenommen und mich in die Materie eingearbeitet, weil ich die bestmögliche Leistung erbringen will.“

Das Wichtigste bei deiner Antwort ist, dass du ehrlich, authentisch und reflektiert bist. Vermeide Übertreibungen und finde eine gute Balance zwischen Selbstvermarktung und Bodenständigkeit.

Fazit: Schwächen im Bewerbungsgespräch als Stärken nutzen

Das Bewerbungsgespräch ist die perfekte Möglichkeit, um dein authentisches Ich zu präsentieren. Deine Stärken sind ein großes Ass im Ärmel, mit dem du von dir überzeugen kannst. Indem du deine Schwächen als Vorsatz präsentierst, zeigst du deinem/deiner Interviewpartner/in, dass du reflektiert, selbstkritisch und ehrlich bist. Diese Eigenschaften sind Stärken, die deine Schwächen ausgleichen. Es kommt im Endeffekt weniger auf die genannten Schwächen und vielmehr auf die Art und Weise, wie du sie präsentierst und mit ihnen umgehst, an!

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